Formel 1 Geschichte: Der Nürburgring
Der Nürburgring ist eine Kultstätte des Motorsports. Auf dem alten Nürburgring, der legendären Nordschleife wurden bereits in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts Rennen ausgetragen. Auf diesem Traditionskurs, der mit seinen 22,8 Kilometern alleine schon aufgrund seiner Länge zu den Legenden der Rennstrecken gehörte, wurde Formel-1-Geschichte geschrieben, von Erfolg gekrönte, aber auch tragische.
Tod auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke
Bereits im Jahr 1928 verunglückte mit Cenek Junek ein bekannter Motorsportler tödlich, weitere folgten in den 30er Jahren.
Der erste Formel-1-Fahrer der am Nürburgring tödlich verunglückte war der Argentinier Onofre Marimón 1954. Beim Deutschland-GP 1958 kam der Brite Peter Collins ums Leben. 1966 verstarb Tage nach dem GP der Fahrer John Taylor an seinen erlittenen Brandverletzungen.
Fahrer-Boykott 1970
Ein Fahrer-Boykott im Jahr 1970 führte dazu, dass in dieser Saison der Deutschland-GP am Hockenheimring ausgetragen wurde, der nach dem tödlichen Unfall von Jim Clark 1968 mit Schutzplanken versehen wurde. Jene Schutzmaßnahmen an der Strecke gab es bis dato noch nicht am Nürburgring.
Vorerst letztes Rennen 1976 mit Niki Laudas Feuerunfall
Zwar kehrte nach einer Umbaupause die Formel 1 an den Nürburgring zurück, aber die Sicherheit der Strecke musste wiederholt optimiert werden. Die Hanglage der Rennstrecke verhinderte das Anlegen breiter Auslaufzonen, die allerdings gefordert wurden. Die im Ernstfall von Rettengsdiensten zurückzulegenden weiten Wege waren ein weiterer Kritikpunkt der alten Strecke.
Dass die Formel 1 dem Nürburgring aufgrund der Sicherheitsmängel den Rücken kehren würde war also beschlossene Sache, als es im beschlossenen letzten Rennen am 1. August 1976 zu Niki Laudas schweren Feuerunfall kam.
Umbau und Kürzung auf 4,5 Kilometer
Da absehbar war, dass neben der Formel 1 auch andere Rennserien dem Nürburgring den Rücken kehren würden entschied man, den Rennkurs umzubauen. Aus Kostengründen wurde die Rennstrecke auf ungefähr 4,5 Kilometer gekürzt. Die neue, moderne Variante hat einzig die Start- und Zielgerade mit der alten Rennstrecke gemein.
Zwei F1-Rennen in Deutschland von 1995 bis 2006
Dank des durch Michael Schumacher ausgelösten Formel-1-Booms erhielt Deutschland die Chance, zwischen 1995 und 2006 jeweils zwei Formel-1-Rennen auszutragen. Namentlich unterschied man zwischen dem Deutschland-GP und dem Europa-GP, bzw. 1997 und 1998 nutzte man die Nähe zu Luxemburg (GP von Luxemburg).
Wechsel zwischen Nürburgring und Hockenheim ab 2007
Trotz bestehender Verträge mit beiden deutschen Rennstrecken entschied Bernie Ecclestone 2006, dass die Formel 1 ab 2007 nur noch einmal pro Saison Halt in Deutschland machen sollte. Als Ergebnis wechselten sich Hockenheimring und Nürburgring mit der Austragung ab.
Finanzmisere durch hohe Kosten
Anfang 2007 beanstandete der rheinland-pfälzische Rechnungshof das Missmanagement der Streckenbetreiber: 2004 und 2005 hätte man jeweils 9 Millionen Euro Verlust zu verantworten, und das Antrittsgeld, welches an die von Ecclestone kontrollierte Firma Formula One Administration Ltd. (FOA) gezahlt worden sei, sollte alleine jährlich ca. 16 Millionen Euro betragen haben.
Projekt "Nürburgring 2009"
Im Rahmen des umstrittenen Projekts "Nürburgring 2009", wurde ab Ende 2007 das Areal umgebaut: Erlebnisweltgebäude und angrenzender Parkplatz wurden abgerissen, die AHutptribüne T3 gesprengt und durch eine neue ersetzt auf der 5.000 Personen Platz finden. Zwischen der Start-Zielgeraden und der nebenan liegenden Bundesstraße entstand eine Erlebnismeile mit Ladenlokalen führender Automobilhersteller und Zulieferer. Weitere Umsetzungen, bis im Juli 2009 der neue Nürburgring eröffnet wurde: Eine 4.500 Sitzplätze fassende Halle, ein weiteres Hotel und ein Indoor-Themenpark rundeten, sowie das "Eifeldorf", in dem Restaurants und Diskotheken ihren Platz fanden.
Das Projekt soll den Steuerzahler 330 Millionen Euro gekostet haben, und stand extrem in der Kritik. Nachdem am 2. November 2012 das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet wurde übernahm zuerst der Automobilzulieferer Capricorn den Nürburgring für 77 Millionen Euro, und stellte in Aussicht weitere Gelder in das Areal zu investieren. Diese Anteile von Capricorn wurden Ende Oktober 2014 vom russischen Milliardär Viktor Charitonin übernommen, der durch die Firma NR Holding zwei Drittel der Anteile am Nürburgring hält. Das weitere Drittel gehört Getspeed.